Rechtsruck im Regenwald
Der Amazonas-Regenwald ist einer der bedeutendsten Kohlenstoff-Speicher und Stabilisatoren des globalen Klimas, und er ist leider schon lange bedroht; doch seit dem 01. Januar 2019 hat diese Bedrohung eine völlig neue Dimension erreicht. Brasilien hat einen Rechtsextremen zum Präsidenten gewählt: Jair Bolsonaro verherrlicht die frühere Militärdiktatur, diskriminiert und lügt in Trumpscher Manier und bestreitet die wissenschaftlichen Erkenntnisse seiner eigenen Behörden.
Nachdem die brasilianische Weltraumagentur vor kurzem die krass gestiegene Abholzung und Zerstörung des Regenwaldes mittels Satellitenbilder aufgedeckt hatte, feuerte Bolsonaro einfach deren Chef und behauptete in absurer Dreistigkeit vor aller Welt, die behördlichen Erkenntnisse seien nicht wahr. Zur unbequemen Wahrheit gehört vor allem dies: Im gesamten Amazonas-Regenwald sind alleine 100-200 Mrd Tonnen CO2 gebunden, also ein Drittel bis zur Hälfte dessen, was die ganze Mehrheit überhaupt noch ausstoßen darf, um die Ziele des Pariser Klimaabkommens einzuhalten!
Dabei ist es schon heute extrem ungewiss, ob dieses verbleibende globale Emissionsbudget (ca. 400 Mrd. Tonnen CO2-Äquivalente) die Bregrenzung der globalen Temperatur noch garantieren kann - ohne irreversible Klima-Kipppunkte auszulösen. Brasilien ist insofern nicht nur ein weiterer Nationalstaat, der nach rechts kippt - mit allen klassischen Merkmalen der Neuen Rechten - dieser politische Machtwechsel ist eine rechte Kampfansage an die globale Jugend und an die Zukunft der gesamten Zivilisation. Kaum ein Staat hat mehr direkten Einfluss auf das Weltklima.
Die Reaktion auf dieses Umweltverbrechen muss daher eine globale sein - keine imperial-koloniale Schelte des Westens - sondern ein globaler Aufschrei der Jugend, von Brasilien bis Japan, von Kanada bis Indonesien. Kollektives poltisches Handeln, Protest, Streik, globale Aufmerksamkeit - und schließlich UN-Sanktionen! Harte Sanktionen gegen die brasilianische Landwirtschaft könnten den Raubbau im Regenwald effektiv unterbinden und dies muss sehr schnell geschehen, bevor der Niedergang Amazoniens irreversibel geworden ist.
Nur der Druck von der Straße wird die verschlafenen Nationalstaaten, die sklerotischen Vereinten Nationen überhaupt noch zum Handeln bewegen können. Und jeder Rechtsruck, jeder rechte Regierungswechsel zieht nur noch mehr Klimaignoranz, nur noch mehr Leugnung der Globalen Erhitzung nach sich. Wir stehen vor einem Jahrzehnt der Entscheidung. Die nationalistische Internationale eint ihr Egoismus und ihre Rücksichtslosigkeit gegenüber Andersdenkenden, Umwelt, Jugend, Zukunft. Die globale Jugend kann nur vereint gegen diesen Gegner bestehen - bunt, laut und solidarisch.